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Preise vor 200 Jahren

Das Leben in der
Siedlung um 1900

Rezepte aus der
Bergmannsküche

Alter Mülheimer
Küchenzettel

Heutzutage erleben wir alle die jährlichen Preisveränderungen aller Waren. Besonders bei den sogenannten Grundnahrungsmitteln sind die Preissteigerungen deutlich spürbar. Es ist außerordenlich schwierig, Lebensmittelpreise aus der Zeit der Königin Luise zu erhalten, denn damals wurden ja kaum Haushaltsbücher geführt. Einmal waren die Menschen zum großen Teil Selbstversorger und zum Anderen konnten ja viele Menschen, besonders wenn sie arm waren, nicht schreiben.

Die damalige Währungseinheit war der Stüber, denn unsere Unterherrschaft Broich gehörte zum Herzogtum Berg. Seit 1814 wurde bei uns im Mülheimer Stadtgebiet mit preußischer Währung bezahlt. Deshalb sind die nachfolgend aufgeführten Preise in Stübern und Pfennigen angegeben.

1 Pfund Rindfleisch = 3½ Stüber = ca. 17½ Pfennig
1 Pfund Kalbfleisch = 2½ Stüber = ca. 12½ Pfennig
1 Hering = 2½ Stüber = ca. 12½ Pfennig
1 Pfund Stockfisch = 6 Stüber = ca. 30 Pfennig
1 Pfund Salz = 1½ Stüber = ca. 7½ Pfennig
1 Pfund Sirup = 2½.Stüber = ca. 12½ Pfennig
1 Liter Essig = 3 Stüber = ca. 15 Pfennig
½ Pfund Zucker = 9 Stüber = ca. 45 Pfennig
1 Huhn = 6 Stüber = ca. 30 Pfennig
½ Pfund Kaffeebohnen = 13 Stüber = ca. 65 Pfennig
1 Pfund Butter = 10 Stüber = ca. 50 Pfennig
10 Eier = 3 Stüber = ca. 15 Pfennig

Fisch ist demnach relativ teuer gewesen. Allerdings handelt es sich dabei um Seefisch. Leider liegen von den in der Ruhr heimischen Fische keine Preise vor. Die Ruhr war in früheren Jahrhunderten derart fischreich, dass mann Maifische und Lachse mit Reusen und Netzen fing und karrenweise auf den Markt brachte. Bezeichnend ist die Überlieferung, dass früher Knechte und Mägde bei Dienstantritt zur Bedingung machten, dass ihnen nicht mehr als dreimal in der Woche Fischmahlzeiten angeboten werden durften.

Leider ist seit der Jahrhundertwende der Fischbestand in der Ruhr so weit zurückgegangen, dass er heute völlig unbedeutend ist. Die Ursachen liegen nicht nur auf Seiten der schlechten Wasserqualität, denn hier ist in den letzten Jahren viel zur Verbesserung getan worden. Außerdem gibt es fast keine Kohlezechen und kaum noch Schwerindustrie an der Ruhr. Der Flußlauf ist jedoch so ausgebaut und die Ufer derart befestigt worden, dass es kaum noch Laichmöglichkeiter für Fische gibt. Die Fischereivereine versuchen jährlich durch Einsatz von Jungfischen die Verhältnisse zu verbessern. Hierbei wäre ein Erfolg zu wünschen, denn auch mehr Fische in der Ruhr würden wesentlich zum Ausgleich des Haushaltes in der Natur beitragen.

In der Preisliste fällt auf, dass Kalbfleisch erheblich preiswerter ist als Rindfleisch. Heute ist es genau umgekehrt.

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